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Signa-Neubau von Karstadt – Berliner Koalition streitet über Hermannplatz | von Ralf Schönball

Der auf Immobilien-Themen spezialisierte Tagesspiegel-Redakteur Ralf Schönball berichtet über die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen im Berliner Abgeordnetenhaus am 14.03.2022. Die meiste Zeit wurde dabei für das SIGNA-Projekt am Hermannplatz aufgewendet. Im Artikel beschreibt Herr Schönball den schon längere Zeit bestehenden Protest von Anwohnern und auch den Konflikt innerhalb der Regierungskoalition. Während die SPD das Projekt nahezu vorbehaltslos unterstützt, äußern GRÜNE und LINKE scharfe Kritik. So kommt es momentan zu der denkwürdigen Konstellation, dass SPD, CDU, FDP und AfD das Projekt befürworten und auch als „Zählgemeinschaft“ die Mehrheit für den notwendigen Abgeordnetenhaus-Beschluss hätten. Der in der Ausschuss-Sitzung von der neuen Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt präsentierte Terminplan für das Hermannplatz-Projekt zeigt, dass sich Herr Senator Andreas Geisel offensichtlich dem von der SIGNA-Gruppe aufgebauten Zeitdruck beugt und den vorhabenbezogenen Bebauungsplan 2-65 VE bis 2024 dem Abgeordnetenhaus zur Beschlussfassung vorlegen will.

Tagesspiegel vom 14.03.2022 (Online-Version)

Umstrittener Umbau von Karstadt – Signa mauert am Hermannplatz | von Uwe Rada

Der TAZ liegt eine parlamentarische Anfrage des GRÜNEN-Abgeordneten Julian Schwarze mit den Antworten der für das Bebauungsplan-Verfahren des SIGNA-Projektes „Karstadt Hermannplatz“ zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen vor. Die neue Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt teilt Herrn Schwarze u.a. mit, dass die geplante Nutzfläche ca. 107.000 m2 betragen soll. Damit liegt die aktuell geplante Nutzfläche um „10 bis 20 Prozent“ oberhalb der Werte, die von Vertreter*innen der SIGNA-Gruppe bisher öffentlich genannt wurden. Aus der Senatsantwort geht weiterhin hervor, dass SIGNA für gemeinwohlorientierte Nutzungen eine Gesamtfläche von ca. 4.550 m2 einplant, was ca. 4,3 % der Gesamtnutzfläche entspricht. Wie schon vom Senator für Stadtentwicklung und Wohnen, Andreas Geisel (SPD), angekündigt, soll der Aufstellungsbeschluss für den bauvorhabenbezogenen Bebauungsplan noch im März 2022 gefasst werden. Hinsichtlich der inhaltlichen Festlegungen des Bebauungsplans führt der TAZ-Redakteur Uwe Rada aus, dass  der Berliner Senat derzeit keine eigenen Forderungen an die SIGNA-Gruppe stellen will. Laut Frau Kahlfeldt soll „Grundlage des Aufstellungsbeschlusses das von der Vorhabenträgerin beantragte Vorhaben sein“.

TAZ vom 27.02.2022 (Online-Version)

Mehr Grün, mehr Holz, mehr Tempo in Berlin – Was beim Thema Stadtentwicklung bis Mitte März geschafft werden soll | von Ralf Schönball

Der Beitrag des Redakteurs Ralf Schönball fasst die Ergebnisse der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wohnen des Berliner Abgeordnetenhauses vom 14.02.2022 zusammen. Mittlerweile ist auf der Seite des Abgeordnetenhauses auch das Inhaltsprotokoll dieser Ausschuss-Sitzung veröffentlicht worden. In TOP 6a wurde der Abschnitt des „100-Tage-Programms“ des Berliner Senats aufgerufen, der in den Verantwortungsbereich des neuen Senators für Stadtentwicklung und Wohnen, Andreas Geisel (SPD), fällt. Schon am 09.01.2022 hatte der Tagesspiegel gemeldet, dass Herr Geisel „mehr Tempo“ beim von der SIGNA-Gruppe geplanten Umbau des Karstadt-Grundstücks am Hermannplatz machen will. Herr Schönball berichtet, dass Senator Geisel „noch im Februar“ die Grundlagen für einen Masterplan am Hermannplatz schaffen will. Laut Inhaltsprotokoll geht es außerdem um die Vorbereitung des Aufstellungsbeschlusses für den im „100-Tage-Programm“ enthalten bauvorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Karstadt-Grundstück am Hermannplatz. Daneben erwähnte der Senator, dass er beim SIGNA-Projekt „Karstadt am Kurfürstendamm“ mit der Zustimmung des Landesdenkmalamtes für zwei „Hochpunkte“ rechnet.

Artikel im Tagesspiegel vom 14.02.2022 (Online-Version)

Geisel will Bebauungsplan für Karstadt-Umbau in hundert Tagen | von Christian Latz

Der Redakteur Christian Latz nimmt Bezug auf eine von der Berliner Morgenpost veröffentlichte Zusammenfassung eines Gespräches mit dem für das Planungsverfahren zuständigen Senator für Stadtentwicklung und Wohnen, Andreas Geisel (SPD). In diesem Gespräch hat Herr Senator Geisel angekündigt, für den von der SIGNA-Gruppe geplanten Umbau des im Krieg stark beschädigten Karstadt-Warenhauses innerhalb von 100 Tagen einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen. Im Artikel wird von ersten Kritik an diesem „Vorstoß“ von einem Abgeordneten der GRÜNEN berichtet und einige „Meilensteine“ des bisherigen Verfahrensablaufes werden nachgezeichnet.

Artikel im Tagesspiegel vom 09.01.2022 (Online-Version)

Die Voraussetzungen für den Partizipationsprozess Hermannplatz sind denkbar schlecht. Aus der obersten politischen Führung des Landes wurden mit einem sogenannten „Letter of Intent“ Zusagen an einen international einschlägig bekannten Investor für Bauprojekte gegeben, die in dieser Form überhaupt nicht hätten geleistet werden dürfen. Formal, weil die drei unterschreibenden Senator:innen, Michael Müller, Ramona Pop und Klaus Lederer,  eben kein Parlament ersetzen und  derzeit auch nicht die zuständige Genehmigungsbehörde waren. Politisch, weil mit diesem Prozedere alle Versuche der letzten Jahre, offenen Bürger:innenbeteiligungen einen festen und zentralen Platz in Berlin zu geben, mit einem Handstreich weggewischt wurden. Der Senatsverwaltung kommt nun die undankbare Aufgabe zu, trotz besseren Wissens – denn die bezirklichen Genehmigungsbehörden von Neukölln und Kreuzberg-Friedrichshain hatten dem Projekt bereits eine klare Absage erteilt – zu garantieren, dass die drei von SIGNA unter Druck gesetzten Spitzenpolitiker:innen nicht wortbrüchig werden. Gleichzeitig ist die Verwaltung aber auch für die Durchführung eines ordnungsgemäßen Beteiligungsprozesses zuständig – und scheitert damit gerade desaströs.

Viel Vertrauen und Glaubwürdigkeit wurden bereits im Vorfeld auf politischer Ebene verspielt. Der Rest durch – im besten Falle Blauäugigkeit, im schlimmsten Falle Kalkül – der Prozessverantwortlichen. Dass die Auftaktveranstaltung am 5. November 2021 kein Selbstläufer würde, dürfte sich im Vorfeld abgezeichnet haben. Die Raumaufteilung mit hell angestrahltem Podium und abgedunkeltem Zuschauer:innenraum war in diesem Zusammenhang zwar ehrlich, aber bestimmt nicht hilfreich. Es hätte aber den Beteiligten klar sein müssen, dass etwa die wiederholte Behauptung, der Prozess sei ergebnissoffen, von den Bürger:innen nur als Hohn verstanden werden konnte, wenn doch gleichzeitig die (voraussichtlich) künftig Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey immer wieder in den Medien das Gegenteil verkündet.

Überhaupt versuchte man an diesem Tag immer wieder das aktuelle Partizipationsverfahren als getrennt von den Investorenplänen für das Karstadt-Gelände darzustellen. Das wäre grundsätzlich keine verkehrte Idee, aber dann muss man auch ehrlich und konsequent damit umgehen: Dann muss der „Letter of Intent“ als gegenstandslos erklärt, SIGNA vom Prozess ausgeschlossen und das Verfahren wieder zeitlich gestreckt werden. Stattdessen findet aber eine völlig intransparente Themensetzung und -vermischung statt. Geht es etwa in der Diskussion um den Platz oder um das Kaufhaus?

Die Werkstatt zum Thema Hochbau, Städtebau und Denkmalschutz beantwortete diese Frage auf ihre ganz eigene Art: Es gab einen Tisch, der nur über das Kaufhaus diskutieren sollte und der andere nur über die Gebietsabgrenzung. Zentrum ist also das Karstadt-Gelände, dessen Umfeld nur noch abgesteckt werden muss. Unbestreitbar ist das Warenhaus ein prägender Baukörper am Hermannplatz. Doch was das Bestandgebäude auszeichnet ist, dass es durch seine zurückgenommene Bauhöhe versucht dem Hermannplatz ein Eigenleben als Stadtplatz zu ermöglichen, ohne von seiner schieren Baumasse erdrückt zu werden. SIGNA möchte hingegen mit seinem Neubau den Hermannplatz zum Kaufhausvorplatz degradieren und genau diese Richtung wurde in der Werkstatt mit der Themensetzung vorgegeben. Folgerichtig wurde einer Vertreterin des von SIGNA beauftragten Architekturbüros, Chipperfield Architects, auch das Podium für einen Inputvortrag überlassen, um ihre Positionen zu erläutern – was auf Nachfrage von den Prozessverantwortlichen nicht mal als Problem erkannt wurde. Ins Absurde gerät die Sache dann, wenn eine Werkstatt im Partizipationsverfahren auch noch zum Großteil durch die eigenen Verwaltungsangestellten besetzt wird – hier wird aus Bürger:innenbeteiligung eine von Steuergeld bezahlte Selbstbeteiligung.

Zum Kommunikations–GAU entwickelte sich außerdem auch die Informationspolitik der Verwaltung: Informationen wurden trotz Zusage nicht veröffentlicht oder erst auf direkte Nachfrage scheibchenweise präsentiert. Dabei geht es nicht um kleine Lappalien, sondern um zentrale Punkte wie etwa, dass der Senat das Verfahren vom Bezirk an sich gezogen hat, oder dass es bereits Vorabsprachen mit einer Einigung zwischen der Denkmalbehörde und SIGNA bezüglich des Denkmalstatus des Warenhauses gab.

Mit der neuesten Entscheidung, die ursprünglich für den 9. Dezember 2021 angekündigte öffentliche Abschlussveranstaltung durch „ein Format mit Videos und Podcasts“ zu ersetzen, welches ab 22. Dezember online verfügbar sein soll, hat sich in der Verwaltung offensichtlich die Überzeugung durchgesetzt, dass Bürger:innenbeteiligung am besten ohne Bürger:innen funktioniert und hofft jetzt wohl unter der Deckung der Weihnachtsfeiertage diesen ersten Verfahrensblock zu einem halbwegs geordneten Abschluss zu führen.

Die Leitlinien zur Bürger:innenbeteiligung sind jedoch keine Schönwetter-Richtlinie, sondern dienen dazu die Qualität von Prozessen und damit auch deren Ergebnisse zu verbessern. Wenn es in diesem Verfahren nicht einmal gelingt die Hälfte dieser Grundsätze zu erfüllen, schadet dies nicht nur dem einzelnen Bauprojekt, sondern auch der Qualität von Bürger:innenbeteiligungen in Berlin insgesamt. Dass die Bemühungen der letzten Jahre um eine Stärkung der Bürger:innenbeteiligung und das dabei aufgebaute Vertrauen im Zuge der Entwicklung des Hermannplatzes gleich mit abgekanzelt werden mag für manche politische Fraktionen ein wünschenswerter Nebeneffekt sein, man sollte allerdings nicht vergessen, dass es sich bei Bürger:innenbeteiligungen nicht um ein Almosen der Regierenden handelt, sondern um erkämpfte Mitbestimmungsrechte – dass diese widerstandslos abgetreten werden, wäre mit Blick auf die jüngere Berliner Geschichte naiv zu glauben.

Grünes Licht für Karstadt-Pläne am Hermannplatz | von Hildburg Bruns

Die B.Z. meldet, dass das in der Regierungskoalition durchaus umstrittene Kaufhaus-Projekt der SIGNA-Gruppe am Hermannplatz auch vom neuen Senat unterstützt wird. Das ergibt sich zumindest aus dem positiven Statement der designierten Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Die Redakteurin Hildburg Bruns berichtet darüber hinaus, dass die Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, Bettina Jarasch, die Anfang November gestartete Bürger*innenbeteiligung zum Hermannplatz positiv sieht.

Artikel in der B.Z. vom 22.11.2021 (Online-Ausgabe)

Auch wenn der inhaltliche Schwerpunkt der Initiative „BerlinerInnen gegen SIGNA“ bisher auf dem SIGNA-Projekt am Kurfürstendamm liegt, verfolgen wir natürlich die Entwicklung  des Projektes „Karstadt am Hermannplatz“. Am 05.11.2021 hat dort auf Einladung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen die Auftaktveranstaltung zum Beteiligungsverfahren „Partizipative Grundlagenermittlung für das Masterplanverfahren Hermannplatz“ stattgefunden. Allein die verquaste Bezeichnung dieses Verfahrens in der Einladungsmail hat das erste Misstrauen geweckt, ob damit das vom Senat regelmäßig propagierte Versprechen von Partizipation und Transparenz tatsächlich eingelöst wird.

Die anwesenden Bürger*innen hatten im Verlauf der Veranstaltung dann leider das zweifelhafte Vergnügen, dass von den anwesenden Senatsvertreter*innen (Staatssekretärin Wenke Christoph, Michael Künzel, Leiter des Referats I B) immer wieder Nebelkerzen geworfen wurden, d.h. die planerischen Vorfestlegungen durch den mit der SIGNA-Gruppe am 03.08.2020 abgeschlossenen Letter of Intent mehrfach negiert wurden. Dieses Rummeiern beschreibt der bei der Veranstaltung anwesende Redakteur der Zeitung „Neues Deutschland“ treffend in seinem Online-Artikel mit der Überschrift „Ein weißer Elefant namens Signa„.

Diese nach Ansicht der überwiegenden Mehrheit der anwesenden Bürger*innen (und insbesondere der Initiative Hermannplatz, Artikel hier) absurde Vorstellung fand ihren unrühmlichen Höhepunkt am Ende der Auftaktveranstaltung, als die Vertreter*innen des Senats erst auf explizite Nachfrage mitteilten, dass die bisher beim Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg liegende Planungshoheit auf den Senat übergegangen ist. Aufgrund der rechtlichen Struktur von Berlin haben normalerweise die einzelnen Bezirke das Recht und die Verantwortung für die Aufstellung von Bebauungsplänen. Mit der Feststellung der ,,außergewöhnlichen stadtpolitischen  Bedeutung  gemäß § 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 AGBauGB“ ist es dem Berliner Senat jedoch möglich, dem eigentlich zuständigen Bezirk die Planungshoheit zu entziehen. Dass dieser für das gesamte weitere Verfahren bedeutsame Rechtsakt weder in der Einladung noch in den Eingangsstatements der Senatsvertreter*innen erwähnt wurde, stellt wohl eine bewusste Irreführung der anwesenden Bürger*innen dar und zeigt auch, dass das gesamte Verfahren ein abgekartetes Spiel zu sein scheint.

Auch bei der heutigen  Suche mit dem Schlagwort ,,Hermannplatz“ findet man in den Pressemitteilungen des Landes Berlin keinen Hinweis auf den entsprechenden Senatsbeschluss, was ein klares Signal dafür ist, dass der Senat entgegen aller hehren Worte keinen transparenten  Planungsprozess auf Augenhöhe mit den Anwohner*innen und Gewerbetreibenden durchführen will und auch die übrige Berliner Stadtgesellschaft an der Nase herumgeführt werden soll. Das Fazit dieser Veranstaltung lautet daher,  dass am 05.11.2021 eine ,,Partizipations-Show“ begonnen hat, die letztlich nur dazu dient, den bereits feststehenden Projektplanungen der SIGNA-Gruppe einen basisdemokratischen Anstrich zu geben.

Jedenfalls drängt sich nach dem von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen eingeleiteten Partizipationsverfahren der Eindruck auf, dass der Senat der SIGNA-Gruppe  unter Missachtung der Interessen der betroffenen Bürger*innen den roten Teppich ausrollt. Dieser Befund wirkt umso befremdlicher, als dass der R2G-Senat ansonsten kaum eine Gelegenheit auslässt, sich als Vertreter der „kleinen Leute“ zu inszenieren und das Gemeinwohl gern wie eine Monstranz vor sich her trägt. Dabei ist den Verantwortlichen im Senat die mehrfach verschachtelte Firmenstruktur der Hermannplatz-Grundstücksgesellschaft der SIGNA-Gruppe durchaus bekannt, die „Lichtjahre“ von den am Hermannplatz üblichen lokalen Organisationsformen entfernt ist.

Abschließend lässt sich mit großer Ernüchterung feststellen, dass den Berliner Senat nicht die Verbesserung der Wohn- und Lebenssituation  der Menschen im Umfeld des Hermannplatzes  motiviert hat, das Grundlagen-Verfahren (und das sich anschließende  Masterplanverfahren)  in die Wege zur leiten, sondern  der im Letter of lntent mit der SIGNA-Gruppe  formulierte Arbeitsauftrag, ,,ausgehend von dem von SIGNA vorgelegten Konzept ein zügiges Masterplanverfahren unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft  durchzuführen“.

Damit macht sich der Senat nach unserer Ansicht zum Büttel der SIGNA-Gruppe und unterstützt (ohne Auftrag der Berliner Bürger*innen) das Monopoly des Großkapitals.

Update vom 28.11.2021 zu „partizipative Grundlagenermittlung für das Masterplanverfahren Hermannplatz“:

Bei der Auftaktveranstaltung wurde angekündigt, dass die Online-Beteiligungsmöglichkeit auf „mein.berlin.de“ während der Veranstaltung freigeschaltet wird. Nach Prüfung durch Teilnehmende hat die Beteiligungsseite an Abend des 05.11.2021 nicht funktioniert. Bei Aufruf der Beteiligungsseite auf „mein.Berlin.de“ erhält man jetzt die Information, dass das Beteiligungsverfahren am 22.11.2021 um 23.59 Uhr beendet wurde, also nur 17 Tage nach der Auftaktveranstaltung. Ein derartig kurzer Beteiligungszeitraum mitten in der 4. Welle der Corona-Pandemie ist ein weiterer Beleg dafür, dass das gesamte Verfahren nur eine „Beteiligungs-Show“ ist. In diesem Zusammenhang sei darin erinnert, dass der zuständige Senator für Stadtentwicklung und Wohnen, Sebastian Scheel, das Beteiligungsverfahren zum „Entwicklungskonzept City West“ (wohl auch auf Druck von Lobbyverbänden und des Baustadtrats von Charlottenburg Wilmersdorf) auf 63 Tage (Zeitraum 19.04.2021 bis 20.06.2021) ausgeweitet hat.

Update vom 13.01.2022 zu „partizipative Grundlagenermittlung für das Masterplanverfahren Hermannplatz“:

Vermutlich aufgrund der Corona-Pandemie ist die ursprünglich geplante Abschlussveranstaltung nach der ersten „Beteiligungsrunde“ abgesagt worden. Stattdessen läuft seit dem 22.12.2021 bis zum 16.01.2022 eine zweite „Beteiligungsrunde“, bei der die Ergebnisse der Werkstattgespräche kommentiert werden können. Die von unserer Initiative vorgenommene Bewertung, dass die partizipative Grundlagenermittlung nichts anderes als eine „Beteiligungsshow“ ist, wird leider durch Aussagen des neuen Senators für Stadtentwicklung und Wohnen, Andreas Geisel (SPD), bestätigt. In einem Gespräch mit der Berliner Morgenpost hat Herr Senator Geisel am 08.01.2022 – also mitten in der zweiten „Beteiligungsrunde“ zur partizipativen Grundlagenermittlung für das Masterplanverfahren Hermannplatz – zu Protokoll gegeben, dass er innerhalb von 100 Tagen einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan erstellen will, um so Baurecht für das SIGNA-Projekt zu schaffen. Sofern sich Herr Senator Geisel durchsetzt, ist damit sowohl die laufende „Grundlagenermittlung“ als auch das geplante „Masterplanverfahren“ hinfällig. Den Vorstoß von Herrn Senator Geisel kann man nur als „Bauleitplanung nach Gutsherrenart“ bezeichnen. Im Übrigen missachtet der Senator auch die vom Vorgänger-Senat verabschiedeten und heute unverändert gültigen „Leitlinien für die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Stadtentwicklung“.

Ein weißer Elefant namens Signa | von Nicolas Sustr

Die Artikel-Suche im Internet ergibt, dass die Zeitung „Neues Deutschland“ als einziges Presseorgan über die Auftaktveranstaltung der „Grundlagenermittlung für ein sich anschließendes Masterplanverfahren zur zukünftigen Entwicklung des Hermannplatzes in Berlin“ am 05.11.2021 in „Huxleys Neue Welt“ berichtet. Dabei wurden die ca. 200 Anwesenden von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen über Inhalte und Ablauf dieses Verfahrens unterrichtet. Der ND-Redakteur Nicolas Sustr beschreibt den Ablauf der Veranstaltung und insbesondere den Unmut der anwesenden Bürger*innen über die fragwürdigen Ziele, die mangelnde Thematisierung des Letter of Intent mit der Signa-Gruppe und die kurze Zeitspanne, in der die Beteiligung abgeschlossen sein soll. Am Ende des Artikels steht die für die teilnehmenden Bürger*innen überraschende Information, dass das gesamte Planungsverfahren von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen übernommen wurde.

Artikel in Neues Deutschland vom 08.11.2021 (Online-Version)

Ein „Wow“ zum Karstadt-Haus in Neukölln – Franziska Giffeys Begeisterung für Planänderungen | von Kevin P. Hoffmann

Der Tagesspiegel-Redakteur Kevin P. Hoffmann, der kürzlich einen Artikel über eine Landesbürgschaft für die Luxuskaufhaus-Kette „KaDewe Group“ veröffentlicht hat (in diesem Pressespiegel verlinkt) berichtet über einen PR-Termin der amtierenden Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), die als Spitzenkanditaten zu den Abgeordnetenhauswahlen im September antritt. Zusammen mit dem SPD-Bezirksbürgermeister von Neukölln, Martin Hikel, hat Frau Giffey an einer Veranstaltung der SIGNA-Gruppe teilgenommen, bei der die geänderten Pläne für das Immobilienprojekt „Karstadt am Hermannplatz“ vom Deutschland-Chef der SIGNA, Timo Herzberg, vorgestellt wurden.

Artikel im Tagesspiegel vom 14.05.2021 (Online-Version)